Political Violence
By Aron Petau • 6 minutes read •
Forum entries from the Seminar: Is political violence justifiable? Reading Judith Butler and Elsa Dorlin
On Dorlin
Note
Source Text: Dorlin, Elsa. Se défendre: une philosophie de la violence. Zones, 2017. Publication (Not yet translated to English)
From the seventh chapter in Dorlins "Self-Defense", I found the idea that safe spaces are actually prone to be counterproductive very strong. I think the discussion around whether safe spaces are an effective tool that is appropriate on top is a rather current and ongoing one. In so many other words, Dorlin here opens up the idea that the creation of a safe space always implies a hostile "outside" or other space. Further, Dorling sees as problematic that safe spaces will often experience problematic situations when trying to self-govern. The line of thought here is that safe spaces often explicitly reject the authority of traditional state bodies, since those exactly are identified as the oppressive force. This is problematic because then the community inside the safe space has to recreate social norms from scratch and qua definition of a safe space end up being much more restrictive and monitoring, tapping also into potentially extreme measurements for "enforcing" safety. Dorlin notes that by doing this, societal oppressive norms can end up becoming reproduced through the very instance created to shelter from it. I think this opens up 2 points worth discussing: Are there limits to the self-governance of leftist groups? How can self-governance be made possible without recreating some hierarchy or other? Does this ignore that safe spaces can sometimes be essential for survival? According to Dorlin, the alternative seems to be to instead of building sheltered, isolated safe spaces, the fight has to occur in the public, transforming the entire space without the necessity for exclusive logic. How can we argue this? Could there be an oppressed position from whence any aggressive stance towards the public forbids itself? (I think there is!) For me this seems like putting the entire burden of transformational potential on the oppressed individual, enabling a position like: "Well, the person did not object or introduce change, so the person implied consent." Will a public fight cause more harm being fought than it will save after introducing change? And who are we to calculate this beforehand?
Note
created by Aron Petau on Sunday 05. December 2021, 15:52
Weekly hand in from the Seminar: Soziale Erkenntnistheorie
On Fricker: Epistemic Injustice
Note
Source Text: Fricker, Miranda. Epistemic injustice: Power and the ethics of knowing. Oxford University Press, 2007. Publication
- Worin unterscheiden sich inferentialistische von nicht-inferentialistischen Theorien der testimonialen Erkenntnis (d.h. des Wissens durch das Zeugniss andere)?
Inferentialistische Theorien gehen davon aus, dass die eigentliche Inferenz, also die Generierung eines neuen Epistems im Subjekt stattfindet. Konkret heisst dass, dass Ich die Aussage P einer dritten Person erst in irgendeiner Weise vor mir selbst rechtfertigen muss, bevor ich sie selbst verwenden kann. Ist die Aussage nun 2 + 2 = 4, muss ich also mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln selbst überprüfen, ob diese Aussage Wahrheits- und Kohärenzkriterien erfüllt. Ich muss also beispielsweise über darunterliegende Axiome, die mir bekannt sind, die Aussage extern (ausserhalb von Person X hat das gesagt, also kann Ich das glauben) überprüfen. Im simplen Beispiel also konkret das Ergebnis berechnen. Wenn man so will, liegt also immer die “Beweislast” für meine eigenen Episteme bei mir und ich kann diesen Beweisaufwand nur begrenzt auslagern. Eine sehr direkte Folge davon wäre, dass jeglicher Erkenntnisgewinn mit erheblicher, bewusster oder unbewusster Arbeit verbunden ist. Dies wäre die wahrscheinlich logisch stringentere Theorie, gegen sie spricht aber die Phänomenologie eines Erkenntisgewinns. Eine Erkenntnis kommt uns oft vor wie ein “Heureka” Moment, wir “finden” sie, plötzlich ist sie da und wir können mit ihr arbeiten. Eine nicht-inferentialistische Theorie legt ebendiese Beweislast nicht im Subjekt an, ich habe eine Erlaubnis, oder besser, ein Recht auf a-priori Annahme der Richtigkeit der Aussage. “Person X hat mir P gesagt, also kann ich P verwenden” ist nun valide und bedarf erstmal keiner weiteren Überprüfung auf Richtigkeit. Diese Argumentationslinie ist deutlich kompatibler mit der phänomenologischen Erfahrung einer Erkenntnis vim Alltag. Wir stoßen aber auf deutlich größere Probleme, wenn wir uns fragen, woher eigentlich unser Recht auf Wahrheitsannahme von Drittaussagen kommt. Klar, 2+2=4, weil der Prof das an die Tafel geschrieben hat, ist die “schlechtere” Begründung als zu sagen, dass das Ergebnis aus gewissen mathematischen Axiomen deduziert wurde.
- Formulieren Sie jeweils einen Einwand gegen beide Theorien.
Wir befinden uns also nun in der Spannung der phänomenalistischen “Heureka” Erfahrung des Findens von Epistemen (in nicht-inferentiellen Systemen) und dem Problem der schwachen Justifizierung von Aussagen gegenüber der erhöhten Stringenz eines epistemischen Systems, dass externe (logische, probabilistische, normative etc.) Gründe für Aussagen zur Verfügung stellt, aber einen schier unüberwindbaren rechnerischen Aufwand darstellt. Auch das Problem der ersten Begründung bleibt bestehen. Angenommen, ich weiß noch nichts, habe bisher null Episteme gesammelt, wie wird das erste Epistem, das ich finde, begründbar sein?
- Worin besteht doxastische Verantwortung (doxastic responsibility) nach F und Ihrer eigenen Meinung nach.
Doxastische Verantwortung ist die Verantwortung für die Begründbarkeit des eigenen Nezwerkes aus Epistemen. Wenn mich also jemand fragt: Warum glaubst du das?, ist es sozial im Allgemeinen erwartbar, dass ich darauf eine Antwort liefern kann. Und wie wir eben schon am Beispiel der Begründung für 2+2=4 gesehen haben, scheint es hier “bessere” und weniger gute Gründe zu geben, das heisst, eine Person kann zur Verantwortung gezogen werden, unzureichend begründete Episteme fallen zu lassen und eine gewisse Grenze zu ziehen, eine mindest erwartbare Begründung. Diese kann sehr wahrscheinlich nicht universell formuliert werden. Eine Regel wie: Alle Bürger dürfen nur noch Aussagen weiterverwenden, denen sie eine mindestens 90-prozentige Wahrheitswarscheinlichkeit attestieren, ist aus diversen Gründen problematisch. Frickers Auffassung Doxastischer Verantwortung ist insofern speziell, als dass sie eine deutliche Verbindung moralischer Verantwortung (die wir offensichtlich alle in irgendeiner Form tragen) und Doxastischer Verantwortung sieht. Sogar die Gründe sind oft überlappend. Eine Gute Moralische Begründung, die zum Beispiel der Wahrhaftigkeit, scheint ganz offensichtlich auch eine gute doxastische begründung zu sein. Diese Parallelität zieht Fricker heran, um neo-aristotelianische Moralbegründuungen auch auf epistemischer Ebene wirksam zu machen. Ich lasse mich da gern Überzeugen von Ihr und erache es als sinnvoll Doxastische Verantwortung in gewisser Weise moralisch bindend zu machen. Intuitiv wissen wir ja auch, dass unsere Erwartung, dass dritte wahrhaftig mit uns interagieren, auf Gegenseitigkeit beruht und das leben nicht nur normativ, sondern auch auf epistemischer Ebene “verbessert”. Dies liefert auch eine recht simplistesche Rechtfertigung, annehmen zu können, dass Dritte mir die Wahreit sagen. Ich tue ja auch immer mein Bestes, warum also die anderen nicht?
Note
created by Aron Petau on 05.01.2021